Heute geht es um die Bewerbung bei einem Verlag oder einer Agentur. Und auch heute gilt: Das ist meine eigene, persönliche Meinung, es handelt sich hier nicht um feststehende Grundsätze.
Wenn ich mit einem Manuskript zufrieden bin, sprich, es ist fertig geschrieben, überarbeitet, von Testleser:innen gelesen, nochmals überarbeitet, grammatikalisch und stilistisch geprüft worden, und ich finde wirklich nichts mehr, was ich jetzt noch ändern würde, dann ist es soweit, das Skript auf die Reise zu schicken.
Wie gehe ich das an? Es klingt vielleicht banal, ist aber essentiell: Ich muss das Genre meines Roman kennen. Was habe ich da eigentlich geschrieben? Liebesroman, Krimi, Thriller, Fantasy, Erotik, Gesellschaftsroman, Biographie oder ganz was anderes? Schlimmer noch, das sind ja nur die groben Richtungen, danach geht es in den Feinschliff. Am Beispiel Krimi heißt das: Regionalkrimi, Hard-boiled Krimi, Polit-Krimi, Whodunit Krimi (von "who has done ist?") oder auch die klassische Detektivgeschichte. Das kann ich jetzt für jedes einzelne Genre so weiter treiben.
Wozu das Ganze? Damit sich dein Roman verkaufen lässt, muss er in ein Genre eingeordnet werden, zumindest wenn du einen Verlag anstrebst. Beim Selfpublishing gibt es mehr Möglichkeiten. Aber es geht hier um die Verlagsliteratur.
Nur ein Roman, der sich gezielt in ein Genre einordnen lässt, kann im Buchhandel auch dementsprechend angeboten werden. Also mach dich kundig darüber, in welches Genre dein Roman einzuordnen ist. Wenn du keine Ahnung hast, vergleiche dein Werk mit ähnlichen Büchern, die du gelesen hast und schau, in welchem Genre diese eingeordnet sind.
In meinem Fall habe ich es mit einem Regionalkrimi aus Franken zu tun. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder, ich bewerbe mich direkt beim Verlag oder ich gehe über eine Agentur.
Was bedeutet was? Im Normalfall erhalten Verlage tagtäglich mehrere unaufgeforderte Manuskripte auf ihren Schreibtischen. Ihr Tagesgeschäft ist aber, sich um die bereits angenommenen Manuskripte zu kümmern. Das heißt, es bleibt wenig bis kaum Zeit, sich um diese aufgelaufenen Texte zu kümmern, zu sichten, ob sie Potential haben, in ihr Portfolio passen und Verkaufschancen bieten. Daher verlassen sich die meisten Verlage auf Agenturen, die ihnen diese Arbeit schon im Voraus abnehmen und sie mit Skripten beliefern, von denen die Agentur glaubt, dass sie sich gut verkaufen werden.
Was bedeutet, es macht Sinn, sich zuerst die passenden Agenturen herauszusuchen und anzuschreiben. Doch wie finde ich Agenturen? Hier gilt es, das Internet zu durchforsten. Auf den Seiten des Deutschen Schriftstellerforums (DSFo) findet man eine Liste aller deutschsprachigen Agenturen, die zurzeit auf dem Markt tätig sind. Wichtig: Egal, ob Agentur oder Verlag, sobald irgendjemand Geld im Voraus für irgendwelche Leistungen von euch verlangt - Finger weg! Sowohl Agentur als auch Verlag werden über eine Erfolgsbeteiligung bezahlt, nicht im Voraus!
Im nächsten Schritt schaue ich, welche Agenturen für mich in Frage kommen, nicht jede Agentur vertritt jedes Genre. Wenn ich mir einige herausgesucht habe, gehe ich gezielt zu deren Webseiten und lese mir durch, was sie sich unter einer Bewerbung vorstellen und an wen sie adressiert wird. Das ist extrem wichtig, denn wenn ihr von diesen Regeln abweicht, ist das die Garantie dafür, dass euer Skript direkt in der Tonne landet. Im Normalfall erwartet eine Agentur ein Exposé, eine Autoren-Vita und eine Leseprobe. Wie lang Leseprobe und Exposé sein sollen, steht meist explizit auf den Webseiten. Und wenn dort steht, dass sie eine 20-seitige Leseprobe wünschen, dann möchten sie keine mit 30 Seiten ;-)
Generell sollten alle Dokumente, wenn nicht anders angegeben, als Word-Dokument und in Normseiten abgegeben werden. Auf jeder Seite sollten der Arbeitstitel des Werks, Seitenzahl, Name der/des Autor:in, Anschrift und email-Adresse angegeben werden. Das ist insofern wichtig, wenn etwas durcheinander kommt. Nur so können die Seiten wieder zugeordnet werden. Manche Agenturen möchten die Dokumente auch per Post oder mittels eines Formulars über die Website geschickt bekommen.
Dazu kommt ein persönliches Anschreiben mit einem Pitch (Dein Buch in 3-4 Sätzen), einer kurzen Vorstellung und dem Hinweis, ob und was du bereits veröffentlicht hast. Dieses Anschreiben sollte in einer Minute lesbar sein, einen klaren Überblick darüber verschaffen, wer du bist und was du willst. Hier geht es wie bei jedem Bewerbungsschreiben um Professionalität. Du willst dich und dein Werk verkaufen.
Wenn bei der Agentur steht, dass du ihnen mitteilen sollst, ob du bereits irgendwo anders abgelehnt wurdest, dann richte dich danach. Denn nichts ist ärgerlicher für eine Agentur, wenn sie bei einem Verlag anfragt, der dein Buch bereits abgelehnt hat. Aber du kannst dein Skript natürlich an mehrere Agenturen gleichzeitig schicken. Und danach heißt es warten. Lange warten. Bis zu 16 Wochen kann es dauern, bis sich eine Agentur meldet - oder auch nicht. Nachfragen ist keine gute Idee, vor allem dann nicht, wenn auf der Website steht, dass man davon absehen soll. Bei vielen Agenturen bedeutet ein Nichtmelden nach einer bestimmten Zeit, dass man abgelehnt wurde. Manche schicken eine formlose email mit Texten wie "Es tut uns leid, aber ihr Text passt nicht in unser Portfolio ... Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg", nur selten erhält man eine persönliche Absage und noch seltener eine Zusage. Eine Zusage heißt in dem Fall noch nicht, dass sie das Buch veröffentlichen, sondern erst einmal, dass sie das gesamte Skript anfordern. Das wird dann erneut geprüft, was wieder dauern kann. Allerdings erhält man hier in jedem Fall eine persönliche Antwort - negativ oder positiv. Im positiven Fall kann man sich über einen Agenturvertrag freuen, im negativen sucht man weiter.
Das gleiche Vorgehen gilt im Endeffekt auch für die Verlage. Wenn die Suche nach einer Agentur nichts gebracht hat, kann man sich an die einzelnen Verlage wenden. Hier würde ich eher nach kleinen bis mittelgroßen Verlagen suchen, da sind die Chancen tendenziell höher, dass man genommen wird, da diese vor allem Debütautor:innen öfter eine Platform bieten.
Generell benötigt man in dieser Phase vor allem eines: Geduld. Am besten, man sucht sich in der Zwischenzeit bereits das nächste Projekt und arbeitet daran weiter. Das ist die beste Ablenkung.
Nächste Woche schauen wir uns dann einmal gezielt das Exposé an. Bis dahin, macht es gut und bleibt gesund ;-)